1
Leise Musik quoll aus den Lautsprechern, sanfter Gesang, ruhige Instrumente, eine Melodie, die träumen ließ.
Das Aroma, das aus der Duftlampe entwich war schwer und süß, aber nicht unangenehm.
Die Kerzen tauchten alles in ein warmes, weiches Licht.
Sie räkelte sich genüßlich im warmen Wasser.
Das Leben war doch etwas wirklich schönes. Zumindest in solchen Momenten. Die Hektik des Alltags war zermürbend, aber schließlich hatte sie sich dieses Leben ausgesucht. Sie hätte genauso gut etwas anderes tun können.
Aber nun war sie hier, in der großen Stadt.
Das Wasser umspielte sanft ihren nahezu perfekten Körper. Sie liebte sich selbst und fühlte sich wohl in diesem Körper. Es war auch alles andere als leicht gewesen, ihn zu beschaffen.
Sie genoß die Wärme des Bades, die Ruhe der Musik, als sie durch ein unangenehmes, schrilles Klingeln aufgeschreckt wurde. Es war jemand an der Tür. Schnell stieg sie aus der Wanne und wickelte sich in ihren seidenen Bademantel. Tropfnaß stand sie schließlich an der Tür.
Der Bote vor der Tür bekam den Mund vor Staunen kaum zu, als er diese wunderschöne Frau mit den pechschwarzen Haaren und strahlend blauen Augen sah. Vor allem, weil sich ihre weiblichen Rundungen deutlich unter dem nassen Bademantel abzeichneten. Im Arm hielt er einen riesigen Strauß roter Rosen. In der Hand hielt er ein Kärtchen.
„Ja?“ Sie sah ihm direkt in die Augen.
„Ich...“, fing der Bote an zu stammeln. „Ich, ich sollte das hier für Sie hier abgeben. Von ihrem... ihrem Freund.“ Er wurde rot bis zu den Haarwurzeln, als er ihr den Strauß in den Arm drückte und dabei ein Stück ihrer nackten Haut berührte. Schnell drehte er sich um und verschwand.
Der Strauß war prächtig. Sie zählte nach. Es waren 100 rote Rosen. Er war doch wirklich ein Schatz! Sie suchte eine passende Vase. Doch als sie das Wasser hineinlaufen ließ und dabei die Karte las, wurde ihr anders.
Für die Frau meines Lebens.
Die Einzige für immer und ewig!
Dein Paul
Was machte eine solche Beteuerung für einen Sinn? Die Einzige? Für immer und ewig? Natürlich die Einzige! Oder doch nicht? Was bewegte einen Mann dazu, seiner Freundin hundert rote Rosen zu schicken? Liebe? Nein, denn Liebe ist minimalistisch. Um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebt, hätte eine einzige Rose genügt. Aber hundert? Nein. Das war verschwenderisch. Schlechtes Gewissen machte Männer verschwenderisch. Sie hatte schon zu viele Männer in ihrem Leben kennengelernt. Und durch etliche Jahrhunderte hindurch hatte sich diese Tatsache nicht geändert. Was war los mit Paul? Er war zu Besuch bei seiner Mutter. Er würde erst am Sonntag wieder zurückkommen. Und bis dahin? Nun, sie würde herausfinden, was los war!
2
Nachdem Sie sich abgetrocknet und angezogen hatte, verschwand sie in den Keller. Dort unten gab es eine Tür, die nicht ohne weiteres zu sehen war, denn sie war mit einem Zauber belegt. Einem starken Zauber. Kein normaler Mensch wäre je in der Lage, diese Tür zu entdecken. Ein Medium vielleicht – mit viel Anstrengung. Ein Hexer oder eine Hexe mit großer Wahrscheinlichkeit. Aber nun war die Tür sichtbar. Ein Loch in der Wand, als sie sich öffnete und ein Nichts als sie sich hinter ihr wieder schloss.
Ungemütlich war es hier unten, und kalt. Lange, lange war sie schon nicht mehr hier gewesen. Sie hatte sich doch vorgenommen, um Pauls Willen wenigstens ein „normales“ Leben zu führen. Zu arbeiten, zu altern, vielleicht Kinder zu bekommen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie so sein würden wie sie. Sie wäre schon in der Lage gewesen, das vor ihm geheim zu halten, oder besser gesagt fern zu halten. Denn sie liebte ihn wirklich aus tiefstem Herzen. Aber niemals hätte sie zugelassen, dass er erfährt wer oder vielmehr was sie war. Zu viele Menschen hatte sie an diesem Wissen zerbrechen sehen.
Sie zündete die kleinen Fackeln an, die hier an der Wand hingen. Sieben insgesamt. Drei an jeder Wand zur Seite und eine an der Stirn des Raumes.
Als nächstes musste sie sich ihrer Hülle entledigen. Das erforderte immer viel Kraft. Viel mehr, als in eine Hülle hineinzuschlüpfen. Hätte Paul sie in diesem Moment gesehen, so hätte er sich vermutlich übergeben. Das was unter der Hülle, der Haut dieser wunderschönen Frau hervorkam, war alles andere als Appetit anregend. Schwarzes verbranntes Fleisch. Ein Kopf fast ohne Haare. Ein Mund, in dem man die Zähne sehen konnte, denn Lippen waren nicht vorhanden. Eine Zunge, die eher an einen großen, fetten, schwarzen Wurm erinnerte, denn an irgend etwas anderes. Das einzige, was an diesem Körper nicht schwarz war und leblos zu sein schien waren die Augen. Große, blaue Augen, die eiskalt und dennoch tief wie ein schwarzes Loch waren. Unergründlich. Augen, die keine Regung, keine Gefühle zeigten.
Sie wusste, dass das, was sie eigentlich war, nur abstoßend auf Menschen wirkte, dass ihre Hülle jedoch so anziehend wirkte, wie ein Magnet auf Eisenspäne. Darum musste sie sich ihrer auch erst entledigen. Es wäre eine Katastrophe, sie zu beschädigen. Es kostete ein halbes Jahrhundert eine solche Hülle anzufertigen. Und mehr als nur ein Menschenleben. Die Hülle musste aussehen, als sei sie menschlich, musste sich so anfühlen, und was am wichtigsten war: sie musste menschlich riechen. Nichts machte die Menschen misstrauischer, als ein Geruch, den sie nicht identifizieren konnten, oder gar kein Geruch.
Sie sah sich also vor, die Hülle nicht auch nur im Geringsten zu beschädigen. Das hätte auf ihr jetziges Leben verheerende Auswirkungen.
Warum sie so aussah, wie sie aussah? Nun, das Mittelalter war eine mehr als harte Zeit gewesen, nicht nur, dass Krankheiten und Seuchen die Menschen dahinrafften, nein, auch noch der Glaube vernichtete Menschen. Nein, nicht der Glaube an Gott und das Gute, sondern die besessene Annahme einiger Menschen, der Teufel höchstpersönlich wandele auf Erden und verführe die Menschen zum Bösen. Viele Menschen wurden in dieser Zeit der Hexerei angeklagt und für schuldig befunden. Und unter diesen Menschen hatten nur die wenigsten magische Kräfte, geschweige denn, dass sie tatsächlich Hexen oder Zauberer waren. Sie wurden von Nachbarn, Rivalen und Neidern beschuldigt. Die Prüfungen, die ihnen auferlegt wurden, konnte tatsächlich kein Mensch überleben. Auch sie war der Hexerei beschuldigt worden. Aus Rache. Von einem Mann, den sie damals abgewiesen hatte. Nun ja, sie musste heute schmunzelnd zugeben, dass er ja auch nicht falsch gelegen hatte, auch wenn er es nicht hatte wissen können.
Aber langer Rede, kurzer Sinn: Sie war auf den Scheiterhaufen gestellt worden und verbrannt worden. Da es tatsächlich Mittel und Wege gab, Hexen kurzfristig ihrer Kräfte zu berauben, war sie nicht in der Lage gewesen, sich dem Scheiterhaufen zu entziehen. Sie war verbrannt worden, oder zumindest war das von ihr verbrannt worden, was brennen konnte. Daher sah sie nun so mißgestaltet aus. Aber wie ihr ging es vielen Ihresgleichen. Nur wenige hatte sich der Inquisition entziehen können. Die meisten hatten zwar überlebt, aber führten heute ein Schattendasein, ganz allein, in Höhlen und Katakomben. Nur einige wenige hatten sich entschlossen auch weiter unter den Menschen zu leben und ihre Kräfte nur dazu zu verwenden, sich selbst zu schützen und sozusagen „unsichtbar“ zu machen.
Sie riss sich mit aller Macht aus all diesen Gedanken. Sie war aus einem anderen Grund hier.
Auf einem kleinen schwarzen Tisch stand eine kleine silberne Schale. Aus einem Regal, das in den Stein der Wände eingehauen war, nahm sie ein Fläschchen mit einer pechschwarzen Flüssigkeit. Glücklicherweise hatte sie noch etwas von dieser Flüssigkeit. Sie herzustellen war aufwendig und im Moment zu zeitintensiv. Einen Teil dieser schwarzen Flüssigkeit goss sie in das Silberschälchen. Sie bildete eine glatte Oberfläche. So glatt, dass man sich darin spiegeln konnte. Leise murmelte sie einige Sätze über die Schale. Langsam begann ein Bild zu erscheinen. Es war ihr Paul. Er saß bei seiner Mutter am Tisch und aß Kuchen.
Es funktionierte also. Weiter. Sie murmelte erneut einige Sätze und dass Bild verschwand. Nun kamen viele verschiedene Bilder zum Vorschein, in rasch wechselnder Folge. Ein normaler Mensch hätte hieraus nichts erkannt. Es war zu schnell. Aber sie hatte schon jahrhundertelange Erfahrung damit, in die Gedanken anderer Menschen einzudringen. Sie wusste, auf was sie achten musste. Und langsam kristallisierte sich aus seinen Gedanken ein bestimmtes Bild und schließlich ein zweites und immer mehr und mehr. Diese Bilder reihten sich in der kleinen Silberschale aneinander und liefen ab, wie ein Film. Sie sah ein Hotelzimmer, eine junge, blonde Frau mit knabenhafter Figur. Sie sah Paul. Sie sah, wie die beiden auf das riesige Bett fielen. Sie sah und sah. Sie sah alles. Auch wie Paul der blonden Frau hinterher Geld in die Hand drückte und diese verschwand.
Tränen standen ihr in den Augen. Nein, er hatte sie nicht einmal wirklich betrogen. Er war zu einer Prostituierten gegangen, hatte für Dinge bezahlt, die er auch umsonst bekommen konnte. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ihre Mutter, von der sie ihre Gaben hatte, hatte sie immer gewarnt. Kind, hüte dich vor den normalen Menschen. Hänge niemals zu sehr dein Herz an sie. Vor allem an keinen Mann. Sie werden dich nur verletzten. Denn du wirst Dinge über sie wissen und erfahren, die eine normale Frau nie bemerken wird. Es werden Dinge sein, die dich verletzten und vielleicht sogar zugrunde richten. Denn du bist potenziell unsterblich. Solange du keine Tochter bekommst, der du deine Kräfte weitervererbst, wirst du immer weiterleben. Erst wenn unter deinen Nachkommen ein Mädchen ist, dann erst kannst du in Ruhe alt werden und wirst irgendwann sterben. Aber bis dahin, lass nicht zu, dass du dich an einen Mann hängst, der dich verletzten wird. Auch wenn er es nicht beabsichtigt. Das tun sie nie. Sie werden dich lieben, wie keine andere Frau und dennoch werden sie dich verletzten. Das darfst du nicht zulassen. Du bist potenziell unsterblich. Eine Frau, die 70 oder 80 Jahre alt wird, wird in ihrem Leben nur selten so sehr verletzt werden, dass sie daran zugrunde geht, aber du kannst ewig leben. Das bedeutet, du kannst hunderte, tausende Male verletzt werden. Das lass niemals zu, mein Kind. Es wird dich immer verfolgen, es wird dich zerstören.
Kurz darauf war ihre Mutter gestorben. Als glückliche Frau – so nahm sie an. Ihre Mutter war 1256 Jahre alt geworden. Eine Weise Frau. Das war vor nun fast 950 Jahren gewesen. Und sie hatte wohl recht gehabt.
Aus einer Schachtel unter dem Tisch nahm sie ein Streichholz und entzündete damit die Flüssigkeit in dem Silberschälchen. Eine leuchtend blaue Flamme stieß fast einen Meter empor.
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
3
Die Türglocke läutete. Paul war zurück. Die Rosen standen in einer Vase auf dem Couchtisch. 99 rote Rosen. Sie war schön wie eh und je. Nur ihre Augen waren leicht gerötet. Es sah aus als sei sie ein wenig übermüdet. Sie ließ sich etwas Zeit, bevor sie die Tür öffnete. Sie versuchte sich seelisch auf das einzustellen was ihr bevorstand, versuchte sich seelisch auf den Anblick von Paul vorzubereiten.
Sie öffnete die Tür.
„Hallo mein Liebling. Ich bin wieder zurück. Ich dachte, ich komm gleich vorbei. Ich bin noch gar nicht zu Hause gewesen.“ Er strahlte sie an. Sie konnte fühlen, dass er sich tatsächlich freute, sie wieder zu sehen, dass er sie innig liebte. Aber warum dann?
Sie küsste ihn sanft. Aber in diesem Kuss lag etwas, dass Paul für einen kurzen Moment zusammenzucken ließ. Für einen Moment glaubte er, dass sie wüsste, was er getan hatte. Warum war er nur bei dieser Nutte gewesen? Ein billiger Kick, mehr nicht. Aber wusste sie es? Unsinn: Woher denn? Und dennoch fühlte er sich ganz und gar nicht wohl in ihrer Gegenwart. Die Rosen, die er ihr geschickt hatte, standen im Wohnzimmer, aber sie hatte sie nicht mit einem Wort erwähnt oder sich bedankt. Überhaupt hatte sie noch keinen Ton gesagt. Sie hatte ihn geküsst, war dann ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich auf die Couch gesetzt. Sie sah ihm direkt in die Augen.
„Wie war der Besuch bei deiner Mutter?“ Hatte sie das Wort Mutter nicht gerade sehr seltsam betont? Nein, das bildete er sich nur ein. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Und selbiges schien ihm nur einen Streich nach dem anderen zu spielen. Für einen Moment glaube er, die Rosen in der Vase seien nicht rot, wie die, die er ihr geschickt hatte, sondern schwarz. Im nächsten Moment war diese Täuschung wieder vorüber. Sie sah ihn besorgt an.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, ja. Es ist alles okay, ich bin nur etwas erschöpft von der Fahrt hierher. Es war viel los unterwegs.“ Er erzählte ihr von seinem Besuch, bei seiner alten Mutter und wie sehr die alte Dame sich gefreut hatte. „Und, was hast du die ganze Zeit gemacht?“
„Nichts besonderes.“ Schimmerten da schwarze Flecken unter ihrer Haut? Überhaupt sah sie sehr mitgenommen aus.
„Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst seltsam aus. Vielleicht solltest du mal zum Arzt?“
„Alles in bester Ordnung.“ Während sie sprach dachte er für einen kurzen Augenblick, ihre Zunge sein schwarz und geschwollen. Aber vielleicht sollte er selbst sich besser mal untersuchen lassen...
Sieh sah ihm wiederum direkt in die Augen und plötzlich brach die Müdigkeit über ihn hinein, die er die ganze lange Fahrt hierher zu unterdrücken versucht hatte.
„Schatz, ich muss unbedingt schlafen, ich bin sehr erschöpft von der Fahrerei.“
„Schon gut. Komm her, leg dich auf das Sofa und ruh dich aus. Ich werde dir einen Tee kochen. Dann wird es dir besser gehen.“ Sie stand auf, wartete bis er sich hingelegt hatte, deckte ihn zu und ging dann in die Küche.
Aus der hintersten Ecke des Schrankes holte sie eine kleine silberne Dose in der sich diverse Kräuter, sowie die Blätter einer roten Rose befanden. Sie brühte Wasser auf und kochte dann aus diesen Kräutern einen kräftigen Tee. Als der Tee genügend durchgezogen war ging sie zurück ins Wohnzimmer.
Da lag er auf dem Sofa. Der Mann, dem sie ihre Liebe geschenkt hatte und der sie so schmerzlich betrogen hatte. Also sollte ihre Mutter doch wieder recht behalten. Eine echte Hexe konnte niemals mit einem Menschen glücklich werden. Zu oft betrügen Menschen sich gegenseitig. Das alles stellt für die Menschen selbst kein Problem dar, denn ihre Sinne sind so unterentwickelt und der Mensch selbst so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er einen Betrug oder eine Lüge nur in den seltensten Fällen entdeckt. Eine Hexe aber spürt, wenn sie hintergangen wird. Wie glücklich hätte sie noch mit Paul sein können, wenn sie nur nicht gewusst hätte, was er dort mit dieser Schlampe getrieben hat.
Sie küsste ihn wach. „Hier mein Liebling, trink den Tee, dann wird es dir besser gehen.“
Er sah sie an. Und was er sah, war eine Frau, die er abgöttisch liebte, eine Frau, die so wundervoll fürsorglich sein konnte, eine Frau, die so sexy war, dass er all seine Müdigkeit vergaß. „Ich glaube, ich muss erst mit dir reden. Es ist sehr wichtig.“ Er sah sie ernst an. Die ganze Fahrt hierher hatte er sich bittere Vorwürfe gemacht. Wie konnte er sie nur betrogen haben, wieso hatte er das getan? Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber er hatte beschlossen, ihr alles zu beichten. Er hoffte, sie würde ihm verzeihen. Große Hoffnung hatte er allerdings nicht. Sie war eine starke Frau und wahrscheinlich war ein solcher Vertrauensbruch für sie einfach nur das Ende.
Sie sah ihn überrascht an. Er würde doch jetzt nicht?
Er fing an zu erzählen, nicht in den Details, die sie gesehen hatte und kannte, aber immerhin nah genug an der Wahrheit. Als er seine Erzählung beendet hatte, sah er sie ängstlich an. Lächelte Sie tatsächlich? Was war denn jetzt los? Bestimmt würde sie gleich explodieren...
Sie stand auf, nahm die Tasse Tee, die sie ihm gekocht hatte, die er aber noch nicht angerührt hatte, und verschwand damit in der Küche. Sie versuchte ernst und gelassen zu wirken. Aber innerlich jubilierte sie förmlich.
Menschen konnten also auch ehrlich sein! Er hatte ihr die Wahrheit gesagt! Plötzlich jedoch war jede Freude verschwunden. Er hatte die Wahrheit gesagt. Sie hingegen hatte ihn schon immer belogen. Belogen über das, was sie war. Nun war es wohl auch an der Zeit ihm die Wahrheit zu sagen. Traurig betrachtete sie ihr verschwommenes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Würde er es verstehen? Würde er es akzeptieren? Was würde geschehen.
Langsam ging sie ins Wohnzimmer.
„Paul, ich glaube wir müssen reden. Auch ich muss dir etwas wichtiges beichten...